20. Mai 2004

Liebe Colette Kuhn,

heute vor 14 Tagen sind wir in Basel eingetroffen - voller Ungewissheit, was uns bei euerem 24-Stunden-Lauf erwarten würde. Inzwischen habe ich viel Zeit gehabt, über all das dort Erlebte nachzudenken. Es ist mir ein großes Bedürfnis, dir und deinem Team meine Anerkennung auszusprechen für die tolle Organisation des 24-Stunden-Laufs und meinen großen Dank für die wunderbare Unterstützung während der doch sehr an die Substanz gehenden 24 Stunden. Nach jeder Runde habe ich mich gefreut, wenn ich an die Tische mit den Run­denzählern gekommen bin. Es war immer so etwas wie eine Heimkehr aus einer Schlacht, die mir neue Kraft einzuflößen vermag. Meine eigenen Rundenzähler, die junge Frau Mombati und der freundliche Herr, der sie ablöste, dessen Namen ich leider nicht kenne, aber auch so mancher andere riefen immer meinen Namen, sobald ich vorüberkam. Es tat sehr wohl, zu spüren, dass da jemand auf einen gewartet hat. Der Durchhaltewille erhielt auf diese Weise ständig Auftrieb. Vor allem während des zweiten Drittels, als ich doch physisch und psychisch angeschlagen war, bedeutete die Rundenzähler-Gruppe, aber auch die freundlichen Frauen am Versorgungsstand eine große Hilfe. Als ich während des letzten Drittels so richtig aufkratzte und Kilometer um Kilometer einsammeln konnte, haben mich alle sehr angespornt mit anerkennenden und anfeuernden Worten. Das war wirklich toll! Nie hätte ich gedacht, dass ich bei meinem ersten 24-Stunden-Lauf so gut abschneiden würde!

Weil alles so gut organisiert war, mit den Zeltplätzen, dem Autoabstellplatz, den Toiletten, der Essens- und Getränkeversorgung konnte man Kraft und Ener­gie ganz für, die Laufforderung einsetzen. Ich habe es genossen, zu wissen, hier im Stadion kannst du dich auf keinen Fall verirren, hier passiert dir nichts, wenn du Unterzucker bekommst, hier kannst du ohne störende Brille und ohne Kontaktlinsen laufen, da der zurückzulegende Weg übersichtlich ist. Meine Füße haben mir zwar die brutale Tortur etwas übel genommen und vom ständigen Verdrehen des linken Arms, um mittels Laufuhr die Geschwindig­keit zu kontrollieren, habe ich eine Sehnenscheideentzündung davongetragen. Inzwischen ist aber alles wieder in Ordnung. Der Stolz über das Geleistete und die Freude über das Gelingen dieses waghalsigen Unterfangens sind übrig geblieben und werden zeit meines Lebens bleiben. Euch allen meinen herzlichs­ten Dank für dieses schöne Erlebnis.

Viele liebe Grüße und alles Gute für euch alle, auch im Namen meines Mannes Peter Meyer,

Dr. Friedhilde Meyer    


P.S.Ein besonderes Dankeschön auch den beiden emsigen Musikantinnen, die uns Läufern auch schwere, dunkle Stunden (haben auch in der Nacht gespielt, Anm. der Org.) erhellen konnten!